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HOSPITALIS EXTRA MUROS – HOSPITAL AUẞERHALB DER MAUERN DER STADT

Die Gründung des Hospitals geht wahrscheinlich auf Tennstedter Bürger zurück, die Ähnliches in den Handelsstädten des Heiligen Römischen Reiches gesehen hatten. Die Aufgabe des Hospitals – in seinen Anfängen auch als Leprosorium bekannt – bestand darin, Tennstedter Bürger und auch fremde Handelsleute im Krankheitsfall aufzunehmen und zu pflegen. Menschen mit ansteckenden Krankheiten waren gesondert in sogenannten „Siechenhöhlen“ in unmittelbarer Nähe untergebracht, wurden jedoch vom Hospital mit Nahrung versorgt und konnten durch eine Lepraspalte dem Gottesdienst in der angrenzenden kleinen Kirche folgen. Menschen, die von ihrer Krankheit genesen waren, durften erst danach in die Stadt hinein oder konnten ihre Reise fortsetzen. Somit wurde eine Ansteckung der hiesigen Bevölkerung vermieden. Zum Hospital gehörten eine Leichenhalle, ein Friedhof und ein Krautgarten.


Die Insassen des Hospitals erhielten neben einer medizinischen auch eine seelische Betreuung, wobei auf der christlichen Seelsorge das Hauptaugenmerk lag. Am 2. September 1685 wurde Tennstedt von einem furchtbaren Brandunglück heimgesucht, verursacht durch die Unvorsichtigkeit der Frau eines Fleischhackers beim Auslassen von Fett. Das Ereignis ging als „großer Stadtbrand“ in die Geschichte unserer Stadt ein. Auch das Hospital und seine Kirche waren in Schutt und Asche gelegt. Beides wurde von der Bevölkerung wieder aufgebaut und das Hospital in Richtung Osten vergrößert. Noch gut erhaltene Eichenbalken mit Farbresten bzw. vom Ruß geschwärzt wurden jetzt freigelegt. 1831 erfolgte die Umwandlung des Hospitals in ein Krankenhaus. Es diente weiterhin als Altenheim und wurde bis 2012 durch Familien für Wohnzwecke genutzt. Aus den Anfängen des Bauwerkes ist der Gewölbekeller erhalten geblieben.


Hospital und Kirche bildeten bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Einheit und so soll es in naher Zukunft wieder sein.