„ST. SPIRITUS“ UND IHRE GLOCKEN
Die Hospitalskirche „St. Spiritus“ (Heilig-Geist-Kirche) ist heute die kleinste der drei noch vorhandenen Kirchen in Bad Tennstedt und wird im Volksmund auch „Spittelskirche“ genannt.
Es wird vermutet, dass sie zunächst als Kapelle dem ehemaligen Hospital als Stätte der Seelsorge für schwerstkranke und im Siechtum befindliche Menschen diente.
Wann genau Kapelle und Hospital erbaut wurden, ist leider nicht überliefert. Unklar ist ebenso, ab wann genau die Kapelle zur Kirche geweiht wurde. Die Erbauungszeit wird auf das frühe Mittelalter geschätzt.
Schriftliche Belege gibt es dafür leider nicht.
Wie bereits erwähnt, wurden die Kirche und das Hospital 1685 ein Opfer der Flammen und unter großen Mühen wieder aufgebaut. Die eingehauene Jahreszahl 1711 im Bogen des Westfenster könnte auf die Fertigstellung der Kirche hinweisen. 1759 und 1772 fanden Ausbesserungsarbeiten am Turm der Kirche statt, der beide Glocken der Kirche beherbergte. Die größere Glocke wurde 1464 gegossen und soll ursprünglich in der Pfarrkirche der ehemaligen Stadt Osthöfe gehangen haben. Sie trug den Namen „Maria Gloriosa“ und wurde vom Meister Johannes Brune gegossen.
Die Glocke hatte einen Durchmesser von etwa 55 cm. Ihre lateinische Inschrift lautete in der Übersetzung: „Im Jahre des Herrn 1464 Ehre sei Gott in der Höhe. Meister Johannes Brune machte mich.“ Die kleinere Glocke wurde 1482 gegossen und erhielt den Namen „St. Johannes“. Beide Glocken wurden per Hand geläutet. 1815 wurden Kirche und Hospital als Lazarett für französiche Soldaten genutzt, die die Völkerschlacht bei Leipzig überlebt hatten. 1817 war der Zustand der Kirche so schlecht und musste repariert werden.
Der Rat der Stadt gab hierfür die Summe von 800 Talern frei. Im Kriegsjahr 1942 wurden beide Glocken abgenommen und sollten für Kriegszwecke eingeschmolzen werden. Sie kehrten nie wieder nach Hause zurück. Das Dombauamt Erfurt stellte der kleinen katholischen Gemeinde, welche seit 1919 die Kirche zur Andacht nutzt, eine kleine Glocke als Leihgabe zur Verfügung, die jedoch nach der Wende wieder in die Domstadt zurück geholt wurde. Seitdem ist die kleine Kirche ohne Glockengeläut.